Piemont - ein Fest für alle Sinne sorgt für einen grandiosen Empfang
Piemont hat sich in den letzten Jahren vom Insidertipp zu einem beliebten Reiseziel besonders für Liebhaber der guten Küche entwickelt. Die fruchtbare Region im Nordwesten Italiens baut nicht nur weltbekannte Weine an, sondern besitzt mit dem Gebiet um Vercelli eines der bedeutendsten Reisanbaugebiete Europas, und die weißen Trüffel aus Alba sind ebenso begehrt wie die Haselnüsse aus Cortemilia, der Gorgonzola-Käse aus Novara oder die Pilze des Susatals.
Eingebettet in eine Gegend, die durchzogen ist von historischen Burgen und Schlössern, in denen heute nicht mehr finstere Ritter, sondern nicht selten preisgekrönte Köche walten, schmeicheln ausgedehnte Weinhänge dem Auge. Die abwechslungsreiche Landschaft des Piemont fasziniert am Lago Maggiore und am Ortasee mit lieblichem, fast mediterranem Ambiente, während im Westen an der Grenze zu Frankreich die wilde Natur der Gebirgstäler nicht nur Wanderer in ihren Bann zieht. Im Südosten liegt das "Schlemmergebiet" der Langhe und Roero, und im Nordosten das wasserreiche Gebiet der Po-Ebene, die neben der Reisproduktion in Biella auch ein Zentrum der Tuchweberei besitzt.
Turin
Turin, die Hauptstadt des Piemont, gehört zu den großen Metropolen Italiens. Sie liegt in den Ausläufern der Poebene fast unmittelbar am Fuß der Alpen und wurde großzügig und planvoll konzipiert. Ursprünglich von den Römern angelegt, wurde sie von den Savoyern, die dem Geist der französischen Monarchie verpflichtet waren, zur barocken Residenzstadt von besonderem Glanz ausgebaut, die heute eine ganze Reihe an Kunstschätzen bereithält. Die Residenzen der Savoyer, der Palazzo Madama und der Palazzo Reale, das Castello Valentino, die Villa della Regina, das Schloß von Rivoli, das Schloß von Aglie sowie das Jagdschloß der Stupinigi und schließlich der Königspalast von Venaria wurden 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Während des Risorgimento war Turin politischer und kultureller Mittelpunkt der Apenninenhalbinsel. Hier wurde 1861 Vittorio Emanuele II. zum ersten König Italiens gekrönt, und Turin wurde für einige Jahre Hauptstadt des geeinigten Italiens.
Das auffälligste stadtplanerische Merkmal sind die 18 Kilometer langen Arkaden, ein einsamer Rekord in Europa. Nirgendwo sonst kann man so lange trockenen Fußes durch die Stadt spazieren gehen. Eine der bedeutendsten Sammlungen ägyptischer Kunst ist im Museo Egizio zu sehen. Sehenswert ist auch die Mole Antonelliana, das Wahrzeichen Turins. Hier ist heute das Nationale Filmmuseum untergebracht. Barocke Szenerien, geschaffen von den Architekten Juvarra und Guarini, prägen Parks, Paläste, Plätze und Straßen der Stadt. Unzählige gemütliche Kaffeehäuser - im 19. Jahrhundert soll es hier schon mehr als 200 gegeben haben - sorgen für viel Flair. Somit steht Turin nicht nur als Synonym für Fiat und Juventus, sondern auch für Kunst und Kultur. Turin ist eine Stadt mit vielen Gesichtern und vor allem eine, der man etwas Zeit widmen sollte. Aber nicht nur Turin, sondern auch die kleineren Städte wie Alessandria, Asti, Alba, Biella, Cuneo, Novara, Verbania und Vercelli sind allemal einen Besuch wert.
Gaumenfreuden
Die hohe Ess- und Trinkkultur des Piemont schätzen Einheimische und ihre Gäste gleichermaßen. Die gastronomische Tradition beginnt in den Langhe in der Provinz Cuneo. Hier nahm die Bewegung des Slow Food, die in nur wenigen Jahren zu einem wahren Lebensstil geworden ist, ihren Lauf und steht heute für Qualität und Genuss bei Tisch. In den Langhe gedeihen renommierte Weine wie der Barolo, Barbaresco, Dolcetto oder Moscato. Aus dem Roero hingegen stammen Weine wie der Arneis, Favorita oder Nebbiolo. Alba ist das Zentrum piemontesischer Küche. Hier ist der begehrte weiße Trüffel zu Hause.
Weingeschichte.
Große piemontesische Weine. Vom Sorgenkind zum Top-Weinbaugebiet.
Wenn die Rede auf Weine aus dem Piemont kommt, wird meist schnell und mit einer gewissen Andacht vom Barolo gesprochen. Doch der Wein, der heute die Herzen der Weinkenner höher schlagen lässt, galt noch vor wenigen Jahrzehnten als Synonym für eher minderwertige, geschönte Weine. Denn die in den kühlen Lagen des Piemont aus Nebbiolotrauben gekelterten Weine, enthielten meist ein gehöriges Maß an Restsäure. Weil der Nebbiolo erst spät reift, kommt die Gährung erst in Gang, wenn es schon fast Winter ist. Die niedrigen Temperaturen bringen die alkoholische Gährung dann oft schon zum Stoppen, bevor der Wein nicht ganz durchgegoren ist.
Gepanschte Weine und Spitzenprodukte
Um den Massenmarkt zu befriedigen, wurden in den 1970er-Jahren unter anderem viele Barbera-Weine gepanscht. Das kam 1986 im Rahmen des "Methanolskandals" zu Tage. In der Folge brach der Markt für Rotweine aus dem Barolo und dem gesamten Piemont zusammen und führte dann aber zu einem neuen Qualitätsbewusstsein und zu der Erzeugung hochwertiger Weine. Neben Barolo und Barbera zählen dazu heute auch Barbaresco oder Dolcetto. Dafür werden mittlerweile auf dem Weltmarkt Spitzenpreise grzahlt.
Vielfalt der Erzeuger
Die Region der Langhe ist das Zentrum des Weinanbaus im Piemont. In den Hängen rund um die Stadt Alba gedeihen übrigens auch die begehrten weißen Trüffel. Die Zahl der Erzeuger von Wein im Piemont ist schier unübersehbar. Wein kaufen kann man bei den vielen Weingärtnern vor Ort. Manche der oft auch kleinsten Erzeuger haben sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen, die ihre Weine gemeinsam vermarkten. Auf Weintrend findet sich eine Auswahl von empfehlenswerten Weingärtnern.
Es lohnt sich, nicht nur auf die aus Trauben wie Nebbiolo oder Barbera produzierten Weine zu achten, auch wenn diese beiden Rebsorten sicherlich die renommiertesten der Region sind. Gute Weine werden auch aus Trauben wie Merlot oder Cabernet Sauvignon gemacht, denen die Weinbauern vor Ort zunehmend Aufmerksamkeit schenken. Doch wer das Piemont nur mit gehaltvollen Rotweinen in Verbindung bringt, irrt sich. Die weißen Trauben wie Arneis oder Moscato bringen charaktervolle, leichte Weißweine hervor, deren Preisniveau bei Weitem nicht das der roten Weine erreicht. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten, um diese interessanten Weine auch auf dem deutschen Markt zu entdecken.
Von den Hügeln des Roero ist es bis zum Monferrato, wo die Rotweine Barbera und Grignolino sowie die Dessertweine Asti Spumante, Brachetto und Malvasia wachsen, nicht mehr weit. Hier gedeiht auch die seltene rote Rebsorte Freisa, eine besondere hellpurpurrote und tanninhaltige Weinspezialität des Piemont. In der Gegend um Vercelli hingegen wird Reis angebaut. Die im Jahr 1123 gegründete Abtei S. Maria di Lucedio erinnert daran, dass es einst Mönche waren, die hier das begehrte Getreide als Erste anbauten. Zum Reis gehören Pilze, von welchen es im Val d´Ossola, Valli di Lanzo und im Valle di Susa eine große Vielzahl gibt.
Auf die Käsespezialitäten ist man in Piemont besonders stolz: Im Val Grana wird der Castelmagno erzeugt, ein hervorragender Käse der DOP Kategorie. Um Saluzzo kann man den schmackhaften Robiola, Murazzano und Raschera kosten. In der Gegend um Novara wird der unvergleichliche und in aller Welt beliebte Gorgonzola hergestellt. Der gastronomische Spaziergang endet in Turin mit seinen ungezählten Lokalen und Cafes, seit jeher Treffpunkt für Politiker und Literaten. Schokoladen ist übrigens die wichtigste Zutat der Piemonteser Konditorei. Man darf Turin nicht verlassen, ohne die berühmten Gianduiotti, zarte, aus einer Haselnusscreme geformte Pralinen, oder die Basi di Cherasco, ebenfalls Pralinen aus Schokoladen und gemahlenen Haselnüssen oder die mit Rum gefüllten Cuneeser gekostet zu haben. Auf die Idee mit den Nüssen kamen die Turiner während der französischen Belagerung, als es zu wenig Schokolade gab. Haselnüsse gab es reichlich, also wurden sie kurzerhand mit der Schokolade vermischt. Die Gianduiotti sind übrigens die Vorläufer der Nutella-Creme, die auch in Turin kreiert wurde. Eine Turiner Köstlichkeit ist der Bicerin, ein doppelter Espresso der mit einem dickflüssigen Kakao verfeinert und einer reichlichen Portion Sahne als Krönung in Kaffeehäusern angeboten wird.
Kurioses
50 Naturparks und Naturschutzgebiete zeugen von der Bedeutung, die der Natur und ihrer Erhaltung im Piemont beigemessen wird. Einen ungewöhnlichen Anblick bieten die weiten Reisfelder in der Gegend von Vercelli. Der Reisanbau hat in dem wasserreichen Gebiet zwischen den Flüssen Po und Sesia eine lange Tradition.
Und - wer hätte das gedacht - die langen, dünnen Grissini, die heutzutage in jedem italienischen Restaurant auf dem Tisch stehen, wurden einst in Turin erfunden und werden bis in unsere Zeit dort noch per Hand gefertigt. Maßgeblich schuld an dieser Erfindung war der kleine Prinz Vittorio Emanuele II, ein stets kränkelndes Königskind, das frisches und zugleich schwer verdauliches Brot nicht vertrug. Sein Leibarzt forderte so Turiner Bäcker auf, eine leichtere Alternative zu kreieren.
Turin hat sich auch als Stadt der Märkte einen Namen gemacht. Der größte Gemüsemarkt unter freiem Himmel Europas findet hier täglich außer sonntags statt. Und jeden zweiten Sonntag bietet ein reichhaltig bestückter Flohmarkt, der Gran Balon, viel Kurioses.
Seen
Wer hat noch nicht von den piemontesischen Seen Lago Maggiore, Lago d'Orta und Lago di Viverone gehört? Hier fasziniert die mediterrane Atmosphäre inmitten einer alpinen Landschaft jeden Urlauber.
Klares Wasser, umgeben von herrlichen Parks, Palmen, üppigen Gärten und Bergketten - so präsentiert sich der Lago Maggiore mit seinen mondänen Badeorten wie Stresa und Verbania und dem prachtvollen Archipel der drei Borromäischen Inseln.
Die piemontesischen Seen sind heute ein begehrtes Reiseziel für Urlauber mit verschiedensten Interessen: Für Sportler bietet sich ein Paradies für alle Wassersportarten wie schwimmen, segeln, surfen, Wasserski, Kajak oder Motorbootssport. Die Trekking- und Klettersport-Begeisterten werden angelockt von den umliegenden Bergen und vom Valgrande, dem ausgedehntesten Wildpark Europas. Golfspieler können auf 8 verschiedenen Plätzen ihrem Hobby frönen.